@Gabe … ich seh das ganz anders und spreche hier auch nicht von alternativen Baukastensystemen sondern ziehe auch selbst-gehostete Lösungen in die Überlegung mit ein. Ausserdem konzentriere ich mich darauf, die B2C/B2B-Thematik im selben Store abzubilden. Mir ist hier wichtig zwei Sachen zu zeigen:
- Shopify in der Erhaltung durchaus auch spürbare Kosten verursacht, die man bei “27 EUR/Monat” nicht gleich “fühlt”
- Die Darstellung, dass ein Portal wie About You ein Referenzprojekt für das durchschnittliche Shopify-Projekt ist, halte ich für völlig verzerrt in der Darstellung. Jeder und jede Merchant kann sich ja gerne den eigenen Store vor Augen führen und daraus schließen, ob sie in derselben Liga wie About You spielen.
Ich unterstelle, wenn wir das als Referenz ansetzen, müssen wir jedenfalls gleich einmal von Shopify+ als Referenz sprechen, was die jährlichen Fixkosten für das System alleine auf (unterste Grenze) 28.000 EUR treibt (von den 27 EUR * 12 = 324 EUR für Shopify Basic als Vergleichswert kann man da schwerlich ausgehen); da fehlen aber noch die entsprechenden Erweiterungen und natürlich auch die Wartungskosten, die bei einem Portal in der Größenordnung unvermeidbar anfallen. Will nur sagen, dass ich diesen Vergleich für unseriös halte. Was hast Du bei den 100.000 EUR p.a. Fixkosten für About You mit reingerechnet?
Die TCO über – let’s say – 5 Jahre gesehen, bei Shopify & zwei Open-Source Produkten, würd ich jetzt mal vergleichen.
Folgendes rechne ich nicht rein, da das für alle drei Systeme dazukommen kann und die Kosten einfach zu sehr von den Anforderungen des jeweiligen Projektes beeinflusst werden:
- Custom Theming & Design
- Laufende Entwicklerressourcen
- Transaktionskosten
Folgende Überlegungen fallen mir darüber hinaus noch ein:
- Bei Shopify gibt’s null Kontrolle über die Core-Funktionalitäten – bei den anderen Alternativen volle Kontrolle, da Open Source. Soll heissen, ich muss mich bei Shopify damit abfinden, was ich bekomme, mir wird aber (und das ist ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt) auch ein großer Teil der Verantwortung und Wartungsaufwände abgenommen. Wenn Features so umgesetzt sind, wie ich das nicht möchte (fehlerhafte Steuerberechnung, eigene Payment-Lösungen, Eingriff in den Checkout, Gutscheinkarten generieren, etc.), dann kann ich das bei Open Source Produkten selbst ändern (lassen) – bei Shopify nicht.
- Die Daten kann ich bei den Open Source Varianten auf einem Server meiner Wahl und unter meiner Kontrolle ablegen. Das kann datenschutzrechtlich ein großer Pluspunkt sein, kommt aber auch mit der Verantwortung dafür, diese (insbesondere) Kund*innendaten sicher zu verwalten.
- Shopify bringt ein super Dashboard mit sich und manche Funktionen, die andere Systeme out of the Box vielleicht nicht haben. Umgekehrt bieten andere Systeme aber auch Funktionen, die Shopify nicht mit sich bringt. Ich habe keine 1:1 Feature-Vergleichsliste als Basis genommen. Es wird für jedes der genannten Systeme Use-Cases geben, mit denen man belegen kann, dass genau dieses System das Beste für diese Requirements ist. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Welten ist der, dass ich bei den Open Source-Lösungen völlige Freiheit darin habe, wie ich den Code und die Funktionen ändere, was ich bei Shopify nicht kann.
- Ich mach das auf Basis meiner Erfahrung und nach bestem Wissen und Gewissen, unter der Vorraussetzung, dass wir hier einen Merchant vor uns haben, der sich die Einrichtung und das Setup weitestgehend auch selbst zutraut. Je nachdem, wieviel an Entwickler*innen- und Designressourcen noch darüber hinaus benötigt und gewünscht werden, kann das Budget natürlich weiter anwachsen; das trifft aber für alle drei genannten Alternativen zu.
- Einen Shopify-Store kann man im Großen und Ganzen in Minuten online bringen. Das kann man bei den anderen beiden Systemen nicht sagen. Hier würde ich – unter der o.g. Vorraussetzung – mindestens eine Woche Vorlaufzeit einplanen – bei Shopware sicher noch mehr.
- Nach oben sind allen drei Varianten keine Grenzen gesetzt – ich gehe hier von Kosten am unteren Ende der Skala aus, die genannten Preise (jeweils inkl. Mwst.) sind aber so gerechnet, dass sie von reputablen Anbietern geleistet werden können.
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Shopify – bei 2 Shopify Basic Stores (also der Billigstvariante), sagen wir mit je 40 EUR/Monat an Apps installiert (als Erfahrungswert – ist eher niedrig angesetzt):
(27 EUR Shopify + 40 EUR Apps) * 2 = 134 EUR/Monat
134 EUR * 12 = 1.608 EUR/Jahr
1.608 EUR * 5 Jahre = 8.040 EUR
WooCommerce – angenommene Kosten von 250 EUR für Plugins:
200 EUR Hosting + 250 EUR Plugin-Lizenzen (100 EUR für B2B-Market für o.g. Features und der Rest für optionale andere für Performance, Rechtssicherheit, etc.) = 450 EUR/Jahr
450 EUR * 5 Jahre = 2.250 EUR
Da hätten wir dann noch einiges an freiem Budget für Einrichtung, Betreuung und Devops, wenn das benötigt wird.
Shopware Professional (full disclosure: das ist ein Affiliate Link) – ich hätte hier auch die kostenlose Community-Edition annehmen können, glaube aber, dass die Professional einen besseren Vergleichsumfang bietet. Angenommene Plugin-Kosten von 250 EUR/Jahr als Erfahrungswert:
Shopware Professional Lizenz: einmalig 2.969,05 EUR
600 EUR Hosting + 250 EUR Plugin-Lizenzen = 850 EUR/Jahr
2.969,05 EUR + 850 EUR * 5 Jahre = 7.219,05 EUR
Zugegeben, hier kommt durch die erhöhte Komplexität potenziell noch Entwickler*innenaufwand dazu, da ich wenige Merchants kenne, die sich das komplett selbst zutrauen – konsequenterweise hab ich das hier aber auch weggelassen. Das System ist aber meiner Meinung nach auch die mit Abstand besten auf Enterprise Use-Cases ausgerichtete Lösung der drei genannten.
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Nichts für ungut – ich arbeite selbst mit allen genannten Systemen und bin mir voll bewusst, dass wir hier im Garten von Shopify spielen. Aber mir war’s trotzdem wichtig meine Sicht der Dinge als Gegengewicht in den Ring zu werfen.
LG, Mario