ich möchte gerne ein Online-Handel nach Dropshipping-Konzept betreiben. Die Idee ist, Ware aus China auf meiner Webseite anzubieten (über DSERS, Ware von AliExpress) und an Privatkunden in Portugal zu verkaufen. Ich selber bin ansässig in Deutschland.
Ich habe bereits ein Gewerbe angemeldet und möchte von der Kleinunternehmerregelung nicht Gebrauch machen und dafür an dem IOSS-Verfahren teilnehmen. Die Vorteile sollen hierbei sein, dass ich keine Einfuhrsteuer zahlen muss (Paketwert bis 150€) und die Zollgebühren nicht mehr anfallen. Zudem möchte ich die an Portugal zu zahlende Mehrwertsteuer zentral über das Bundeszentralamt abführen.
Nun ist das Thema noch Neuland für mich und ich lese im Internet verschiedenste Dinge, die mich etwas verwirren. In manchen Quellen wird nämlich beschrieben, dass für ein solches Geschäftsmodell die Teilnahme am IOSS-Verfahren nicht möglich sei und ich letzten Endes die Einfuhrsteuer und Zollgebühren selber tragen muss (diese allerdings steuerlich geltend machen kann). Das wäre jedoch wieder umständlicher und ich würde zudem gerne von vornherein wissen, worauf ich mich einstellen muss.
Zusätzlich würde ich gerne wissen, falls die Teilnahme am IOSS-Verfahren möglich wäre, ob ich die Vorsteuer, die ich bei jeder Bestellung zahle, in Deutschland steuerlich absetzen kann und was Voraussetzungen dafür sind.
Ich wäre euch für eure Hilfe sehr dankbar, da es ein recht komplexes Thema ist und man im Internet schnell über das Thema verunsichert wird (die einen sagen nämlich wie leicht das ganze wäre durch das IOSS-Verfahren und die anderen raten einem lieber die Finger davon zu lassen und Verkäufe außerhalb von Deutschland lieber zu meiden).
Ich habe jetzt schon so viel Zeit und Liebe in meinen Online Shop investiert und das ganze Steuerthema verunsichert mich gerade, ob ich das wirklich durchziehen sollte, was ich irgendwie gerade so schade finde weil ich mich so darauf gefreut habe und es nicht daran scheitern sollte ….
Ich hoffe ggf. auf ein paar Erfahrungsberichte und danke vielmals im Voraus!
Danke für deinen Use-Case und das wird super spannend denn du hast viel Arbeit da reingesteckt! Nicht vergessen, wenn du einen befristeten Vorschaulink oder Link zu deinen Shop hier postest kann ich gerne Tipps zu deinem Shop abgeben!
Ich rate aber mit dem Dropshipping vorsichtig zu sein und ich schreibe darüber in meinem Blog Piece, dass dir hoffentlich weiterhelfen kann. Lass wissen was du dazu denkst.
Dann gibt es sehr viele Shopify User und Experten die dir bestimmt die besten User Erfahrungen bieten können, in unseren zwei DACH Foren auf Meta. Einfach da deine Fragen stellen und du wirst tolle Einsichten und Tipps zurückbekommen. Der Jonat Brander ist einer unserer zertifizierten Shopify Partner und wird dir bestimmt auch helfen können. Siehe die Foren hier und auch hier.
Und nun zu deinen Fragen:
Das Import One-Stop-Shop (IOSS)-Verfahren wurde eingeführt, um den Cross-Border E-Commerce zu vereinfachen und sicherzustellen, dass die Mehrwertsteuer korrekt abgeführt wird. Um dein Shopify-Dropshipping-Geschäft mit dem IOSS-Verfahren (Import One-Stop-Shop) in der EU zu betreiben, gibt es einige wichtige Schritte und Überlegungen:
Registrierung und Intermediär:
Shopify stellt keine IOSS-Nummern zur Verfügung, da es keine elektronische Schnittstelle wie Amazon ist. Du musst dich selbst für das IOSS-Verfahren registrieren oder einen Intermediär beauftragen, der dies für dich erledigt (Shopify Community) (Ship24).
Integration in Shopify:
Nach der Registrierung für IOSS musst du die IOSS-Nummer in deinem Shopify-Admin-Bereich eintragen. Dies stellt sicher, dass die Mehrwertsteuer korrekt bei der Kaufabwicklung berechnet wird. Verwende eine kompatible Shopify-App, die von deinem IOSS-Intermediär bereitgestellt wird, um die VAT-Berechnungen zu automatisieren (EAS).
Passe deine Produktpreise entsprechend an, ob die Mehrwertsteuer bereits enthalten ist oder beim Checkout hinzugefügt wird. Dies kann die Kundenerfahrung beeinflussen, da inklusive Preise oft bevorzugt werden (EAS).
Logistik und Versand:
Wähle geeignete Logistikpartner, die das IOSS-Verfahren unterstützen, um eine reibungslose Abwicklung und schnelle Zollabfertigung zu gewährleisten. Bekannte Anbieter wie DHL und Royal Mail sind hier verlässliche Partner (EAS).
Compliance und Reporting:
Du musst monatlich eine IOSS-VAT-Erklärung für alle EU-Verkäufe einreichen. Es ist wichtig, genaue Verkaufsdaten zu erfassen und zu berichten, um den gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen (Ship24).
Steuerliche Aspekte in Deutschland1. Vorsteuerabzug:
Als Unternehmer ohne Kleinunternehmerregelung kannst du die Vorsteuer, die du für Bestellungen in China zahlst, geltend machen, vorausgesetzt, du hast ordnungsgemäße Rechnungen. Dies gilt auch für die Einfuhrumsatzsteuer, falls sie anfällt (Shopify Community).
Buchhaltung und Mehrwertsteuer:
Alle Einnahmen und Ausgaben sollten sorgfältig dokumentiert werden. Die Mehrwertsteuer für Verkäufe nach Portugal wird zentral über das IOSS-Verfahren abgewickelt und an das Bundeszentralamt für Steuern gemeldet (Shopify).
Fazit
Das IOSS-Verfahren kann dein Dropshipping-Geschäft erheblich vereinfachen, indem es die Zollabwicklung beschleunigt und versteckte Gebühren für deine Kunden vermeidet. Es ist jedoch wichtig, die richtigen Schritte zu unternehmen, um sicherzustellen, dass du alle gesetzlichen Anforderungen erfüllst. Eine genaue Buchführung und die Zusammenarbeit mit einem kompetenten Steuerberater sind unerlässlich, um alle Vorteile des IOSS-Verfahrens zu nutzen und rechtliche Fallstricke zu vermeiden.
erstmal vielen Dank für deine aufschlussreiche Antwort!
Ich hätte noch eine Frage bezüglich der Beauftragung eines Spediteurs über DSERS/Aliexpress. Über Taxdoo habe ich nämlich folgendes gelesen:
“Leider ist auch die Finanzverwaltung der Meinung, dass Dropshipping-Fälle grundsätzlich nicht über den OSS gemeldet werden können.
Genau deshalb solltet Ihr als Onlinehändler aufpassen, wie das Dropshipping ausgestaltet ist. Denn regelmäßig kann, wenn überhaupt, nur die bewegte Lieferung über den OSS nach Auffassung der Finanzverwaltung gemeldet werden (Abschn. 3.14 Abs. 18 S. 3 Hs. 1 UStAE). Sofern Ihr als Onlinehändler allerdings die unbewegte Lieferung ausführt, bleibt Euch nichts anderes übrig als Euch umsatzsteuerlich in jedem Mitgliedstaat zu registrieren in den Ihr Ware verkauft.“
Die Lösung dazu lautet:
“Ihr müsst den Versand für den bestellten Kaufgegenstand beauftragen. Konkret heißt das, dass Ihr einen Spediteur beauftragtund bezahlt, der dann die Ware vom Lieferanten an den Kunden transportiert. Wo der Spediteur ansässig ist, spielt in diesem Fall keine Rolle.“
Meine Frage lautet, wie ich das praktisch umsetzen soll, damit ich meine Verkäufe über das IOSS-Verfahren laufen lassen kann.
Müsste ich ansonsten noch weitere Aspekte beachten, die ich beim Verkauf beachten muss?
Bei DSERS steht nämlich, dass die EU-Mehrwertsteuer von AliExpress eingezogen und dann an die erforderliche EU-Partei gezahlt wird. Das Dropshipping-Geschäft kann dadurch normal geführt werden und die Endkunden müssen überhaupt keine EU-Mehrwertsteuer zahlen. Dropshipper müssen somit keine zusätzlichen Operationen auf AliExpress oder auf DSers durchführen und AliExpress kümmert sich vollständig um die Zollabfertigung. Wenn man sich Business Buyer anmeldet und eine Umsatzsteuer ID angibt, kann man eine EU-Steuerrückerstattung bei AliExpress beantragen um doppelte Besteuerung zu entgegnen. Die Alternative wäre dass die Mehrwertsteuer- und Zollangelegenheiten nicht mehr von Aliexpress übernommen sollen und der Dropshipper sich darum kümmert und diese zahlt. Quelle:
https://www.dsers.com/blog/eu-vat-reform/
Ich verstehe nicht ganz, was das für mich bedeutet und ob es da ein richtig oder falsch gibt..
Tut mir leid für die vielen Fragen aber ich beschäftige mich zum ersten mal mit dieser Thematik und es ist erstmal sehr viel an Informationen und nicht ganz leicht das ganze zu verstehen ..
Das OSS und das IOSS betrifft alle “Inverkehrbringer” von Produkten, egal ob Dropshipping oder anderweitig, und deren Verkäufe in einem Online Shop. Wer der Lieferant ist, ist hier eigentlich zweitrangig da der Kunde ja eine Vertrag mit dir als Shopinhaber und Inverkehrbringer eingeht, nicht mit dem Lieferanten.
ABER
Solltest du dich in der EU befinden oder die Umsatzsteuer auf Verkäufe innerhalb der EU erheben, wird das Erheben der Umsatzsteuer beim Versand an Kunden in der EU von außerhalb der EU nicht unterstützt. Hier ist aber davon zu unterscheiden, dass du einen Standort ausserhalb der EU hast, was eigentlich beim Dropshipping etwas Grey Area ist denn beispielweise ist AliExpress eigentlich NICHT als dein Standort zu bezeichnen sondern eher als 3P Lieferant oder 3rd Party Service.
Du hast z. B. einen Standort/Lager in Deutschland und einen in den Vereinigten Staaten. Du verwendest das OSS-System für Bestellungen, die aus DE an Kunden in der EU versendet werden, und das IOSS-System für Bestellungen, die aus den USA an Kunden in der EU versendet werden.
DENNOCH - Die Verwendung von OSS und IOSS zur gleichen Zeit wird in Shopify nicht unterstützt da ein Shop nicht in zwei verschiedenen Regionen gleichzeitig sein kann. Daher ist die Option zur Erhebung der Mehrwertsteuer auf Bestellungen, die von außerhalb der EU an Kunden innerhalb der EU versendet werden, unter Verwendung von IOSS deaktiviert.
Da AliExpress bereits eine IOSS-Nummer verwendet, wird die Mehrwertsteuer für Bestellungen unter 150 EUR automatisch abgeführt.
Für Bestellungen über 150 EUR musst du sicherstellen, dass die Mehrwertsteuer korrekt abgeführt wird.
Für Bestellungen, die den Wert von 150 EUR überschreiten, solltest du den Lieferanten kontaktieren, um sicherzustellen, dass die Mehrwertsteuer korrekt abgeführt wird.
Alternativ kannst du diese Bestellungen in kleinere Aufträge aufteilen, um unter der 150-EUR-Grenze zu bleiben.
DSers und AliExpress erleichtern die Abwicklung der Mehrwertsteuer, indem sie diese im Checkout-Prozess einziehen und abführen.
Falls du die Mehrwertsteuer selbst abführen möchtest, kontaktiere AliExpress für eine Erstattung und stelle sicher, dass alle steuerlichen Anforderungen erfüllt sind.
DSers übernimmt viele der steuerlichen und zolltechnischen Aspekte, sodass du dich auf dein Geschäft konzentrieren kannst.
Achte darauf, regelmäßig die Richtlinien und Anforderungen zu überprüfen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Weitere generelle Infos dazu:
Das One-Stop-Shop (OSS)-System, auch Union-OSS genannt, ist für Händler in der EU verfügbar, deren Verkäufe in andere EU-Mitgliedsstaaten erfordern, dass sie die Mehrwertsteuer basierend auf den Zielländern berechnen und überweisen. Seit dem 1. Juli 2021 kannst du das OSS-System verwenden, wenn deine jährlichen Verkäufe in alle anderen EU-Mitgliedsstaaten 10.000 EUR oder mehr betragen.
Wenn deine jährlichen Verkäufe in alle anderen EU-Mitgliedstaaten weniger als 10.000 EUR betragen, kannst du entweder die Befreiung für Kleinstunternehmen verwenden, um deinen lokalen Mehrwertsteuersatz zu berechnen, oder dich für das OSS-System registrieren, wenn du die Mehrwertsteuer basierend auf dem Standort deiner Kunden berechnen möchtest.
Das Import-One-Stop-Shop-System (IOSS), auch Nicht-Union-OSS genannt, gilt für Händler außerhalb der EU, die an Kunden in einem EU-Mitgliedsstaat verkaufen. Seit dem 1. Juli 2021 kannst du das IOSS-System verwenden, wenn dein Standort außerhalb der EU liegt und du an Kunden in einem EU-Mitgliedsstaat verkaufst und nicht möchtest, dass deinen Kunden bei der Zustellung Steuern berechnet werden.
Mit IOSS kannst du wählen, ob du die Mehrwertsteuer für Bestellungen bis 150 EUR am Checkout erheben möchtest, damit deine Kunden keine Steuern bei der Zustellung bezahlen.
Alles weitere bitte mit deinem Steuerberater besprechen der/die mit dem Cross-Border Online E-Commerce Erfahrung hat. Poste deine Frage auch gerne in unserer privaten FB Gruppe hier, wo es einige gibt die damit Erfahrung haben.
Hoffe das hilft dir weiter - lass wissen falls nicht!